Wien: Husbandry und Medical Training
Gepostet von jola
Fußpflege, kleine Blessuren verarzten, Augentropfen verabreichen, Gewichtskontrollen, Ortswechsel von A nach B, etc. sind für die Panzernashörner Jange und Sundari kein Problem. Seit sie im März 2006 im Alter von acht bzw. drei Jahren in den Nashorn-Park im Tiergarten Schönbrunn eingezogen sind, machen ihre Betreuer regelmäßig Husbandry und Medical Training mit ihnen. Das erleichtert nicht nur im Alltag den Umgang mit den grauen Riesen. Es stärkt auch das Vertrauen zwischen Mensch und Tier, ermöglicht diverse medizinische Untersuchungen ohne Narkose, bietet eine mentale Herausforderung für die Nashörner und ist nicht zuletzt auch eine willkommene Abwechslung im Zooalltag.
Das Training basiert auf den Prinzipien der positiven Verstärkung (gewünschtes Verhalten wird durch Belohnung bestärkt) und operativen Konditionierung (Tier wiederholt freiwillig Verhalten, dem beliebte Konsequenzen folgen). Bei Sundari und Jange erfolgt die Belohnung durch Pfiff und Gabe von besonders beliebten Gemüse- und Obststückchen. Das Target bei der Stationierung ist der Handrücken des Betreuers. Das Training wird mittels Klatschen seitens des Betreuers beendet.
Die beiden Nashörner arbeiten im Training aufmerksam und gerne mit. Nashorn-Bulle Jange (15 Jahre alt, 1500 kg) ist zwar durch seine Augenprobleme – er ist auf dem rechten Auge blind – etwas gehandicapt, nimmt aber dennoch gerne am Training teil. Allerdings lässt er sich nicht hetzen. Die Leckerlis werden genüßlich verspeist, da müssen die Betreuer halt warten, bis er damit fertig ist (siehe Video).
Nashorn-Weibchen Sundari (9 Jahre alt, 1000 kg) ist sehr lernbegierig, läßt beispielsweise auch Ultraschall-Untersuchungen zu. Sie hat auch gelernt, sich auf Kommando nieder zu legen.
Sowohl die Innen- als auch die Außenanlagen werden regelmäßig getauscht, die Tiere sind nicht auf einen bestimmten Ort für das Training fixiert. Neben den wöchentlichen Trainingseinheiten gibt es täglich vor dem Einlaß ins Haus eine Mini-Einheit, bei dem Sundari und Jange während des Öffnens der Tore in der Nähe des Eingangsbereiches kurz stationiert werden. Dies verhindert einerseits, dass die Nashörner ins Haus stürmen und womöglich gegen das noch geschlossene Tor krachen. Andererseits bietet es den Betreuern eine gute Möglichkeit für einen Blick auf das Tier aus der Nähe.
Husbandry und Medical Training mit Jange, Sundari, Tiertrainerin Dr. Eveline Dungl und Revierleiter Helmut Ulzer, Video aufgenommen am 2. Jänner 2012 im Tiergarten Schönbrunn:
Info zu den Nashörnern: Sundari, geb. 2003, und Jange, geb. 1997, sind Tierwaisen aus dem Royal Chitwan Nationalpark in Nepal. Durch ihre starke Prägung auf Menschen entwickelten sich beide zu „Problem-Nashörnern“ und konnten nicht mehr ausgewildert werden. Seit 2006 leben sie im Tiergarten Schönbrunn.
(Fotos: Conny Belik, Jola Belik; Video: Jola Belik)
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